Freitag, 9. Dezember 2011

Zum Jugendwort des Jahres 2011

Schön, dass "Swag" Jugendwort des Jahres ist, aber dass da Kreativität und nicht die Häufigkeit der Verwendung zählt, wird oft nicht erwähnt. Deswegen ist auch vollkommen egal, ob man "Swag" oder "guttenbergen" schon gehört hat, der Sprachgebrauch ist da nicht relevant. Ein Vorschlag kommt von einer Schule zum Verlag und weil man natürlich gewinnen will, muss er so ausgefallen wie möglich sein. Wenn das Wort dann in der Liste ist, kann es sich immer noch durchsetzen (oder auch nicht, siehe "Niveaulimbo" 2010).




Sonntag, 27. November 2011

Der Hausnerd

Familien haben viele Gesichter. Es gibt Mütter und Väter, Tanten und Onkel, Schwippschwäger und sicherlich auch Schwippschwägerinnen. Es gibt Stiefeltern und Angeheiratete und allerlei Schwiegermenschen, oft auch in spe. Sie alle gehen irgendwelchen Beschäftigungen nach und man kann sicher sein, das es immer jemanden gibt, der sich mit Dachdeckerei, Pumpenbau oder der Steuererklärung auskennt. Einer, der hier näher beschrieben werden soll, ist der sogenannte Hausnerd.
Der Hausnerd - es gibt immer nur einen - ist zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt und hat das Elternhaus schon seit einiger Zeit verlassen. Er lebt in einer Stadt weit weit weg, ist allerdings in ständigem telefonischen Kontakt zum Rest der Familie. Oftmals studiert oder jobbt er mal mehr, mal weniger erfolgreich, hat also bei den Angehörigen den Ruf, sich in so manchen Dingen mal mehr, mal weniger gut auszukennen. So kommt es, dass er immer dann zu Rate gezogen wird, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es gerade soll. Dazu zählen vor allem technische Geräte wie Computer, Drucker, Fernseher und überhaupt alles, was eine digitale Zeitanzeige hat. Gerade zum Wechsel von Sommerzeit zu Winterzeit und umgekehrt glüht die Telefonleitung. Wie wird die Uhr vom Videorekorder umgestellt? Kannst du mir beim Autoradio helfen? Der Hausnerd hat für alles eine Lösung aus der Ferne parat. Das Solitärspiel geht nicht mehr? Kein Problem, klicke einfach mal da und da. Doppelt? Nein, einmal reicht. Der Dank ist ihm gewiss und der Tag gerettet.
Ein paar mal im Jahr verlässt der Hausnerd seine Kommandozentrale und besucht seine Familie. Dieser Gelegenheit wird in seinem Unwissen hoffnungsvoll entgegengefiebert, ermöglicht das doch das Lösen vieler ganz neuer Probleme, die für ein Telefonat zu komplex erschienen oder ohnehin nicht richtig erklärt werden können, ohne sie zu zeigen. Ein komplizierter Zeitplan wurde bereits erstellt, so dass dem heimgekehrten Hausnerd auch nicht langweilig wird in der alten Heimat. WLAN-Netze möchten eingerichtet werden und kaputte Festplatten repariert werden. Langsame PCs sollen beschleunigt und digitale Sateliten-Receiver begutachtet, umgetauscht und programmiert werden. Ein Scanner aus dem 19. Jahrhundert, der im Keller einer Verstorbenen gefunden wurde und noch "zu gut" ist, um weggeworfen zu werden, kann dann gleich auch noch angeschlossen werden. Dies alles und noch viel mehr erledigt der Hausnerd mit Bravour und stetiger Freude. Wer soll es denn auch sonst machen? Außerdem wird er in Buletten und Kartoffelsalat bezahlt und zuhause kommt ihm die Tiefkühlpizza schon aus den Ohren.
Nach der Zeit in der Heimat - vom Hausnerd im Vorfeld oft fälschlicherweise als "Urlaub" bezeichnet - kehrt er in seine Kommandozentrale weit weit weg zurück. Ihm fällt ein, dass er vergessen hat, die Zeitschaltuhr des Elekroherds lauter zu stellen. Diese Vorstellung bringt ihn fast um den Schlaf. Fast.

An dieser Stelle danke ich den Entwicklern von Remote-Software wie TeamViewer oder Chrome Remote Desktop, die das Leben für viele Hausnerds erleichtern.




Samstag, 29. Oktober 2011

Süßes oder Saures? Der Reformationstag steht vor der Tür

Es ist wieder so weit. Der Reformationstag steht vor der Tür, vielen auch bekannt unter dem Namen Halloween. Einer uralten Legende zufolge soll ein Theologieprofessor im Jahr 1517 einen Zettel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben, allerdings war für die meisten Menschen unklar, was auf diesem geschrieben stand, da der Text in lateinischer Schrift verfasst war. Nach neuesten Erkenntnissen handelte es sich dabei um den Satz "Trick vel agere". Übersetzt um drei Ecken heißt das soviel wie "Süßes oder Saures". Lange wurde überlegt, was der Professor mit dieser Drohung wohl meinte. Zeitzeugen zufolge, soll sich noch in der Nacht des 31.10.1517 folgendes abgespielt haben: Auf Grund einer damaligen Überproduktion an Kürbissen hat Jakob Laterna, der Gärtner der Kirche beschlossen, einen Großteil der Ernte zu verschenken. Da er wusste, dass Kürbisse nicht sonderlich beliebt waren - Kürbissuppe oder Kürbisbonbons kamen bei niemandem gut an - musste er sich etwas einfallen lassen. So schälte er Gesichter in die Gewächse, nicht zuletzt auch um subversiv einige Vertreter der römisch-katholischen Kirche anzuprangern, was an dieser Stelle allerdings zu weit führen würde. Der Gärtner legte seine Kürbisse nachts vor die Tür der Schlosskirche und stellte am Morgen fest, dass sein Plan voll aufging. Die Kürbisse waren alle weg und zierten nun die Wittenberger Häuser. Dies muss auch dem Professor gefallen haben, denn von seinen sauren Konsequenzen wurde der Gärtner verschont. Historiker waren sich lange nicht sicher, wie die Folgen ausgesehen hätten. Die These, dass in den Briefkasten der Schlosskirche Sirup gegossen worden wäre, konnte nicht bestätigt werden, hält sich aber immer noch hartnäckig. Die Angst vor dem Ungewissen blieb bis heute bestehen, was auch ein Flugblatt aus dem 16. Jahrhundert zeigt.


Jakob Laterna ging in die Geschichte ein. Er war es, der das Ansehen der Kürbisse nachhaltig mit einem Imagewechsel von der ungenießbaren Zutat zum saisonalen Wohnaccessoire prägte. Bis heute wird so der Reformationstag auf der ganzen Welt gefeiert. Kinder wandern in der Nacht vom 31. Oktober zum ersten November durch die Nachbarschaft und rufen "Süßes oder Saures" in der Hoffnung, ihre Alditüten mit allerhand Leckereien gefüllt zu bekommen. Dazu verkleiden sie sich beispielsweise als Skelett, Hexe oder Kürbis, um den Menschen Angst einzujagen. Es empfiehlt sich daher immer etwas Süßes zuhause zu haben. Auch ich habe soeben eine Tüte mit Brausepulver gefüllter Lollies gekauft, nicht zuletzt im Interesse meines Briefkastens. Dass diese im Grunde eher sauer sind, ist meine Art, subversiv gegen... aber lassen wir das.



Dienstag, 16. August 2011

Einladungen für Google+ zu verschenken

Hallo ihr Lieben,

falls Ihr gerne zu Google+ kommen möchtet und nicht abwarten könnt, bis die Beta-Phase vorbei ist, dann klickt einfach auf diesen Link. Das sind meine 150 Google+ Invites, das heißt es gibt für jede Leserin und jeden Leser dieses Blogs gleich 10 Stück.

Ist Google+ das bessere Facebook? Ich es eher als Mischung zwischen Facebook und Twitter sehen. Es hat sehr viel Potential, nützt aber nix wenn keiner da ist, bis auf die üblichen Verdächtigen. Mal angenommen, die Userzahlen gleichen sich irgendwann an, dann würde ich die Frage mit ja beantworten, sofern Facebook nicht nachzieht.

Hier gibts eine schöne Erklärung, was G+ überhaupt ist und kann. Falls sie euer Interesse geweckt hat, dann nix wie hin, falls nicht, dann nicht, das soll hier schließlich keine Kaffeefahrt sein.



Sonntag, 10. Juli 2011

Haben Sie eine DYNAMITE Tag mein Freund!

An dieser Stelle möchte ich mich bei all meinen Leserinnen und Lesern bedanken. Den/das TOASTblog gibt es nun schon fast 6 Jahre und es freut mich immer, wenn Ihr hier die aus meinem Kopf entsprungenen Zeilen lest. Es ist jetzt an der Zeit, endlich auf eure ganzen Kommentare einzugehen, die Ihr mir in der ganzen Zeit geschickt habe. Ohne viel Federlesen möchte ich gerne auf einige antworten. Überraschenderweise war es eine kleine Geschichte, die ich mir im Mai 2009 ausgedacht habe, die für die meiste Rückmeldung sorgte. Danke nochmal euch allen, vielleicht finden sich ja einige wieder:

Vielen Dank für das Schreiben dieses, es war unbelieveable informativ und erzählte mir eine Tonne. (zu Singin' in the Rain am 21.03.2011)
Ich genieße genau, wie Sie Ihr Niveau in ganz erhalten (zu Singin' in the Rain am 04.03.2011)

Vielen Dank. Ich denke, man muss sich immer am letzten Blogeintrag messen lassen. Dass ich ein Niveau habe, das ich sogar halten kann, gefällt mir deshalb ganz besonders. Ich kann nicht sagen, was ich beim Schreiben erreichen will, um ehrlich zu sein weiß ich das nicht genau und denke auch nicht darüber nach. Natürlich hat man einen Leser im Kopf, aber ob ein Text ankommt oder sogar, wie in Ihrem Fall, genossen wird, kann man nicht wissen. Eine Sache, die mir fern liegt ist allerdings, informieren zu wollen. Falls es doch mal dazu kommt, warum nicht. Vielen Dank nochmal, ach was schreib ich, eine Tonne Dank!

Hallo, Neat Post. Es gibt ein Problem mit Ihrer Website in Internet Explorer, würde dies zu testen ... Also noch ist der Marktführer und ein großer Teil der Menschen wird Ihre wunderbare schriftlich wegen dieses Problems vermissen. (zu Singin' in the Rain am 03.05.2011)

Vielen Dank für den Hinweis. Sie haben recht, momentan besuchen mich nur ca. 20% der Leser und Leserinnen mit dem Internet Explorer. Ich werde die von Ihnen angesprochenen Probleme zeitnah beheben. Ich habe mich schon oft gefragt, warum dieser/dieses Blog nur von einem elitären Kreis gelesen wird und so wenige Leute erreicht. Oder wie Sie es treffender ausdrücken, warum ein großer Teil der Menschen meine wunderbare Schriftlichkeit vermisst. Bisher dachte ich immer, ich sei eine Niete im Bereich Suchmaschinenoptimierung. Fühlen Sie sich bedankt.

Wirklich informativ Blogpost hier mein Freund. Ich wollte nur sagen, Kommentieren und halten Sie die Qualität der Arbeit. Ich habe deinen Blog gerade jetzt und bookmarked Ich komme wieder, um in Zukunft mehr mein Freund zu lesen! Auch gut zum Thema Farben geht es gut mit dem Blog in meiner bescheidenen Meinung gewählt:) (zu Singin' in the Rain am 25.02.2011)

Vielen Dank, mein Freund. Es freut mich, in Ihren Bookmarks auftreten zu dürfen und hoffe, die Qualität meiner Arbeit gehalten zu haben, mein Freund. Und danke für das Lob der Farben, da müssen Sie gar nicht so bescheiden sein, sie gefallt mir auch, mein Freund.

Das ist so eine wunderbare nützliche Ressource, die Sie anbieten, und Sie geben es fehlen kostenlos. Ich liebe es Websites, die den Wert der Bereitstellung einer Qualität nützliche Ressource für freie verstehen. Es? S die alte What Comes Around-Programm. (zu Singin' in the Rain am 17.12.2010)

Vielen Dank. Es ist für mich selbstverständlich, meine Inhalte kostenlos anzubieten. Natürlich ist es schön, wenn man mit seinem Blog die Möglichkeit hat, Geld zu verdienen, weshalb ich auch GoogleAds verwende. So kann mich jeder Besucher mit nur einem Klick unterstützen. Ich bin jeden Tag dankbar dafür und kann ohne falsche scheu sagen: Wo Erfolglos bloggen draufsteht, ist auch Erfolglos bloggen drin.

Sie ergänzt einige gute Punkte gibt. Ich habe eine Suche zum Thema und fand die Mehrzahl der Menschen die gleiche Meinung mit Ihrem Blog. (zu Singin' in the Rain am 21.12.2010)

Vielen Dank und Sie sprechen einen guten Punkt an. Natürlich freut es mich, wenn die Mehrzahl der Menschen meine Meinung teilt. Dies ist aber nur mit Vorarbeit möglich. Ich versuche deshalb, mit jedem neuen Blogeintrag möglichst viele Menschen anzusprechen und eine möglichst breite Meinung zu vertreten. Polarisieren oder unbequeme Ausführungen gehören hier nicht hin, schließlich kommen die Menschen freiwillig hier her, auch wenn ich letzteres manchmal gerne ändern würde.

Hallo , lesen jetzt Ihr Arbeit in Deinem Blog und ich genossen genießen Sie Beitrag mit Wissen ! Gongratulation , Good Night und auch Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011! Ich entschuldige mich für meine bad Deutsch! (zu Sauber bis in die Haarwinkel am 29.12.2010)

Das wünsche ich Ihnen auch nachträglich. Machen Sie sich keine Sorgen, Ihr Deutsch ist nicht so bad as you think, Gongratulations zurück!

Haben Sie eine DYNAMITE Tag mein Freund! (zu Singin' in the Rain am 13.12.2010)

Dem kann ich mich nur anschließen!




Montag, 27. Juni 2011

Grundsolide deutsche Tugenden

Gestern war Sonntag. Das heißt im Allgemeinen, dass wieder einmal hunderte von kostenlosen Regionalzeitungen ins Haus flatterten und im Besonderen, dass die Fußball-WM 2011 eröffnet wurde. Zwei Ereignisse, die auf seltsamerweise zusammenhängen. Fangen wir bei der Weltmeisterschaft an. Viele Medien wurden im Vorfeld der Spiele nicht müde, über das Leben und den Migrationshintergrund der deutschen Nationalfußballerin Lira Bajramaj zu berichten. Auch die oft zitierte "gelungene Integration" - was immer das auch ist - wurde in diesem Zusammenhang oft erwähnt. Beim gestrigen Spiel gegen das kanadische Team wurden ihr dann sogar "grundsolide deutsche Tugenden" nachgesagt, was mich verdutzt aufhorchen lies. Nicht, weil ich hinter jedem Aufschrei danach Deutschtümelei vermute, sondern weil solche Begriffe einfach idiotisch sind. Im Allgemeinen wird bei der Assoziation "grundsolider deutscher Tugenden" die Mottenkiste der Stereotype aufgemacht und Sachen wie Pünktlichkeit oder Gründlichkeit herausgenommen, aber so war das gar nicht gemeint.
Die Mottenkiste kann zu bleiben, man nehme eine regionale Sonntagszeitung - auch "Wurschtblatt" genannt. Hier wird man nicht nur über Omas neues Heim oder die neuesten Schönheitswettbewerbe des nahen Autohauses informiert, nein man bekommt auch mit, was jenseits des Gartenzauns passiert. So zum Beispiel in Las Vegas. Die wohl noch bekannteste deutsche Tennisspielerin lebt dort glücklich mit ihrer Familie, nur etwas fehlt. Sind es die "grundsoliden deutschen Tugenden"? Möglicherweise, denn sie lässt verlauten, so einige deutsche Traditionen ins Familienleben aufgenommen zu haben. Aha, denkt der Leser, was soll das denn sein? Schwierig, zumal die Mottenkiste zu ist. Die Antwort ist ernüchternd und passt deshalb so gut zum Traditionsbegriff. "Ein Schnitzel muss ab und zu auf den Tisch."
Vergessen wir also Pünktlichkeit und Fleiß, das kann doch eh niemand erfüllen. Aber ab und zu ein Schnitzel essen, das muss schon drin sein. Dann gelingt auch die Integration.



Sonntag, 12. Juni 2011

TFTC

Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich mal ein Hobby haben werde, bei dem ich regelmäßig draußen unterwegs sein würde, ja sogar in der Natur, hätte ich ihm sicherlich einen, wenn nicht sogar den Vogel gezeigt. Nun sitze ich hier und möchte etwas über Geocaching schreiben.
Ich weiß nicht mehr genau, wo ich davon zuerst gehört habe, wahrscheinlich im Internet oder nein, vielleicht auch im Fernsehen. Da habe ich zumindest von einem Buch von Bernhard Hoëcker gehört, irgendwas mit Schnitzeljagd und GPS. Ja ich glaube, so war das.
Dabei geht es im Grunde darum, Behälter, die auf der ganzen Welt versteckt sind zu suchen. Verzeichnet sind diese Caches auf Internetseiten wie geocaching.com oder opencaching.de. Die Daten lädt man sich auf ein GPS-Gerät oder Handy mit GPS und dann gilt es, die Caches zu finden. Menschen, die nichts von der Schatzsuche wissen - auch Muggel genannt - werden dabei gemieden. Hat man einen Cache gefunden, trägt man sich in das dazugehörige Logbuch ein, indem man etwas zum Cache schreibt und sich bedankt (zum Beispiel mit TFTC - Thanks for the Cache). Möglicherweise befinden sich tolle Gegenstände im Cache, die man gegen gleich- oder höherwertige eintauschen kann. Zum Schluss versteckt man den Schatz wieder an der Stelle, an dem man ihn gefunden hat, damit auch anderen das wohlige Glücksgefühl des Findens nicht verwehrt bleibt. Da meine Erklärung sehr grob ist und Dinge wie Schwierigkeitsgrade oder Cachetypen auslässt, empfehle ich für weitere Informationen geocaching.de und die ausgezeichneten Podcasts von dosenfischer.de, insbesondere die Nummer 28, in der mehr informiert wird als ich es hier tun kann. Auch radioeins hat vor kurzem eine nette Reihe zum Thema zusammengestellt.
2009 habe ich mit dem Geocachen angefangen und bis heute viel Spaß damit gehabt. Anfangs nur mit Google Maps bewaffnet ging die Suche eher schleppend voran, was natürlich auch seinen Reiz hatte. Mittlerweile benutze ich ein HTC Desire mit der kostenlosen Android-App c:geo, bevorzuge also ein neumodisches Telefon und kein GPS-Gerät im eigentlichen Sinn.
In den vergangenen 2 Jahren hat mich die Schatzsuche in verlassene Häuser und in Abflusstunnel geführt. Vor Kurzem wäre ich fast in der Wildnis des Auenwalds versackt. Ich habe Orte in Orten kennengelernt, die ich vorher dachte zu kennen und jetzt viel besser kenne. Jeder Tag davon ist einzigartig und zusammen mit Freunden Cachen zu gehen ist immer etwas besonderes.
Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich mal ein Hobby haben werde, bei dem ich regelmäßig draußen unterwegs sein würde, ja sogar in der Natur, hätte ich ihm sicherlich einen, wenn nicht sogar den Vogel gezeigt. Heute ist das für mich selbstverständlich. Fast immer, wenn ich irgendwo hinfahre, stellt sich mir nur eine Frage: Gibt es da auch einen Cache?



Freitag, 27. Mai 2011

Zur Konnotation des Arzt-, Patient- und Linguistseins

Liebes Tagebuch,

was soll das? Wieso laufen mir an einem Tag rauchende hochschwangere und hakenkreuztätowierte Frauen über den Weg? Muss das sein?
Vielleicht hätte ich mir den Weg sparen sollen, aber das wäre nicht gerade förderlich für mich gewesen, ging ich doch mit der Aussicht auf Wurzelbehandlung zum Zahnarzt. Der Weg an sich war übrigens leicht und keineswegs steinig und schwer, wie kiffende Autofahrer oft in anderen Kontexten behaupten.
Jahrelang litt ich unter einer Angst vor Zahnärzten (in Fachkreisen auch "Zahnarztangst" genannt), die sich mittlerweile verflüchtigt, ja in eine lässige Wartezimmercoolness verwandelt hat. Rückfälle sind aber immer möglich, insbesondere bei kurioser Operationsbeschallung, aber Enrique sang bis jetzt nur einmal.
Meist vollzieht sich die Beschallung von Seiten des Arztes, der diesmal darüber dozierte, dass viele Wörter negativ konnotiert sind. Wer denkt bei ZAHNARZTBOHRER an blühende Landschaften? Dann leitete er über zu Gebrauchsanweisungen, die zum Kauf eines extraordinären Produktes gratulieren. Da freut sich die Mutti gleich doppelt über die neue Bratpfanne. Leider habe ich irgendwann den Faden verloren (nicht nur im Mund, harhar). Wenn man da so sitzt und vor lauter offenem Kopf nicht die Paradebeispiele von positiv konnotierten Wörtern anfügen kann, die man in seinem Studium gelernt hat (...), frustriert das etwas. Glücklicherweise schloss der Arzt seine Ausführungen mit den Worten ab, dass ich das als Linguist (Linguist!) aber wohl am besten wisse. Was für ein Mensch, der sich damit den Status Angstzahnarzt (im positiven Angstbekämpfungssinn) von mir dem Angstpatienten (im negativen Angsterfülltheitssinn) redlich verdient hat. Das ließ mich dann wieder Aufatmen und hätte ich dich nicht angeschrieben, liebes Tagebuch, wer weiß ob ich dann noch an rauchende schwangere Hakenkreuzfrauen denken würde.

~S.
 



Mittwoch, 13. April 2011

Ein Auto ist ein Auto ist ein Auto ist ein Auto

"Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose." Dieser Satz stammt aus dem 1922 veröffentlichten Gedicht Sacred Emily von Gertrude Stein. Oft wird der Satz so interpretiert, dass die Dinge so sind wie sie eben sind. Eine Rose ist eine Rose und daran gibt es nichts zu rütteln, genauso wie 1 = 1 ist oder ein Kreis ein Kreis. Ohne auf das ganze Gedicht einzugehen, sehe ich das etwas anders. Eine Rose steht für viele Dinge. Sie reicht von der Liebe über den Vornamen bis hin zur schnöden Pflanze, kann also auf unterschiedlichste Weisen gedeutet werden. Eine Rose ist nicht nur eine Rose, nein sie ist auch eine Rose und obendrein noch eine Rose, neben vielen anderen natürlich.

Wie komme ich jetzt darauf? Mein Auto ist weg, das heißt woanders. An einem besseren Ort. Wovon träumen Autos? Egal, da ist es jedenfalls jetzt.
Ich kann nicht sagen, dass ich traurig bin, dass es weg ist. In erster Linie war es ein Gebrauchsgegenstand und ein kaputter noch dazu. Trotzdem ist ein Auto mehr als ein Auto. Mehr als Symbol und mehr als Ort. Für mich sind damit viele schöne Erinnerungen verbunden. Sei es eine Zeltplatztour quer durch Deutschland oder eine Fahrt mitten rein ins Vogelgrippegebiet. Auch an meine erste Fahrt nach Leipzig zwecks Wohnungssuche erinnere ich mich gerne, wenn auch mit etwas Schrecken. Nein, auf der Autobahn einpennen ist nicht so toll, aber geschadet hats mir auch nicht.

Ich bedanke mich jedenfalls beim Eberswalde-Mobil. Du warst immer für mich da, auch wenn du in den letzten Monaten nur so rumgestanden hast. In Zeiten, in denen fast alles schief lief, bin ich mit dir einfach irgendwo hingefahren und dann ging es wieder. Und dass du mir so viele schöne Zeiten mit meiner Freundin beschert hast, das ist auch nicht ohne.


Mein Auto bleibt mein Auto bleibt mein Auto bleibt mein Auto.





Dienstag, 15. März 2011

Heimatbesuch

"Sag mal, warum hast du heute vormittag Frau Hammerschmidt nicht gegrüßt?" Die Frage überraschte ihn. "Wen?" - "Na Frau Hammerschmidt, deine ehemalige Kindergärtnerin." Im Kindergarten ist er seit 25 Jahren nicht mehr gewesen. Ganz schön lange Zeit, da vergisst man viel. Lang ist es auch her, dass er hier seine Eltern besucht hat. Einige Städte kamen und gingen dazwischen.

"Kenn ich nicht. Wo soll denn das gewesen sein?" Ganz so dumm, wie er da tat, ist er gar nicht. Als er heute morgen durch das Dorf spazierte, sind ihm schon die Blicke der Bewohner aufgefallen. Wer ist das denn? Und wie sieht der denn aus? Schau mal, wie der geht! Was will der hier? Ist das nicht... Am schlimmsten war es bei der Frau mit dem Hut. Kleinkariert, das passt, dachte er da noch und ging etwas schneller.

"Das kann doch nicht sein. Frau Hammerschmidt war doch immer so nett zu dir. Einmal war sie sogar zum Kaffee bei uns." Zum Kaffee... als er daran dachte, wurde ihm unwohl. Bis heute ist ihm der hier übliche, starke, türkisch gebrühte Kaffee ein Graus. Vielleicht ist das der Grund, warum das Dorf vor Jahren einen Herzinfarkt erlitten zu haben schien. Dass er hier fort musste, war eher eine Frage des Frühers als des Späters.

"War das die mit dem komischen Hut?" Die Frage konnte er sich nicht verkneifen, genausowenig wie sie die Antwort. "Weißt du, deine Überheblichkeit kannst du dir wirklich sparen. Du musst hier nicht den Großkotz raushängen lassen, komm mal runter von deinem hohen Ross!"

Diesen Satz hatte er schon oft gehört. Und wieder fragte er sich, wie hoch dieses Ross noch werden muss, damit er endlich weit genug wegreiten kann.



Durch die Heimatstadt zu spazieren, in der man schon lange nicht mehr war, kann schon seltsame Gefühle wecken, insbesondere wenn man Nebraska von Bruce Springsteen im Ohr hat. Nicht viel hat sich geändert, was ich als mal gut, mal schlecht empfand. Schön war es, aber ein Bleiben kann ich mir nicht mehr vorstellen.




Donnerstag, 24. Februar 2011

Wörterbuchlyrik

Dass Texte über Erdbeben ein lyrisches Potential besitzen können, habe ich schon an anderer Stelle beschrieben. Damals hat mich ein Japanlologiereferat zur Seismolyrik geführt.
Heute beschäftige ich mich mit Deutsch-Japanischen Wörterbüchern und stoße auf einige Kuriositäten. Neben "Schnedderengtengteng!" und "einer Leiche folgen" kann man so einiges zum Schmunzeln finden, auch oft längst vergessene Wörter wie "Beißkohl" oder "todbang" sind keine Seltenheit.

Hängengeblieben ist bei mir aber vor allem der Eintrag zu "bleiben" im SANSYUSYA-Wörterbuch von 1972. Was dort an Beispielsätzen hintereinander steht, ließt sich wie ein Gedicht, quasi Wörterbuchlyrik:

Es bleibt alles, wie es war.
Zwei von sieben bleibt fünf.
Ihm bleibt nur sein Haus.
Wo Bleibt er?
Wo ist er nur geblieben?
Und wo bleibe ich?

Bleiben Sie gesund!
(SANSYUSYA 1972: 173)

Anscheinend ist vieles sicher. Genauso sicher, wie 7-5=2 ist, dass ihm, wer immer auch gemeint ist, nichts außer seinem Haus bleibt. Immerhin, könnte man da sagen, aber ungewiss ist, wo er als Person bleibt, also er ohne sein Haus. Er ist nicht mehr da, wo kann er nur sein? Den Sprecher erinnert es an sich selbst und er stellt auch sein Sein in Frage. Das Gedicht schließt mit einem Rat an den Leser. "Bleiben Sie gesund!" Hier kann man sehen, was so viele sehen - sei es bei Geburtstagen oder der Unterhaltung auf der Straße: Egal, wo man bleibt, auch ohne Haus und mit der Ungewissheit über Sein oder Nichtsein, Hauptsache gesund!
 



Mittwoch, 19. Januar 2011

Jahresrückblickblog 2010

Die Nullerjahre sind passé und die Frage danach, wofür die nun eigentlich berühmt waren - ob Clogs oder iPods - rückt jetzt im angebrochenen Jahr 2011 erstmal in den Hintergrund und bleibt höchstens für Olli Geissen & Co. interessant.

2010 war ein jahr voller Ereignisse. So wie jedes andere übrigens auch. Für mich persönlich hat sich einiges geändert.

Ich hatte die Möglichkeit, mich viel mit mir selbst zu beschäftigen und mich so besser kennenzulernen, was zu Tagen voller Euphorie geführt hat.

Ich habe endlich entschieden, dass mein Master-Studium Deutsch als Fremdsprache 2011 mit einer Diskursanalyse seinen hoffentlich fulminanten Abschluss findet. Fragen danach, was ich denn bitte damit mal machen wolle, hielten sich im Vergleich zum Japanologie-Studium in Grenzen, worüber ich nicht meckern kann.

Ich habe herausgefunden, dass ich nicht im Call-Center arbeiten kann, ohne verrückt zu werden und dass mir die Betreuung einer Community für Schüler viel besser liegt,aber das nur am Rande.

Zur brandenburger Heimat habe ich immer noch ein gespaltenes Verhältnis. Ein Fensterblick aus dem Zug im Herbst ließ mich fragen, wer hier ernsthaft wohnen könne, ohne langsam den Verstand in der Tristesse zu verlieren. Ich könnte überall leben, aber hier noch nicht.

Ich hatte schöne Zeiten in Paris und Bordeaux.

Der Geist der Frau von Heinrich Heine hat mich verfolgt.

Ich habe die größte Wanderdüne Europas bestiegen. Wo immer sie auch hinwandert, ich wünsche eine gute Reise. Vielleicht läuft man sich nochmal über den Weg.

Ich habe viele schöne Caches gefunden.

Ich habe mit Jean-Paul Sartre und Albert Camus einen Kaffee getrunken.

2010 war ein jahr voller Ereignisse. So wie jedes andere übrigens auch.

Dune du Pyla et moi.