Freitag, 16. November 2012

Der Große Stromausfall Von München

München, der 15. November, 6:47 Uhr. Ich mache das Licht aus und verlasse das Haus. Draußen ist es fast noch finster, ich bin froh über die annen Laternen am Wegesrand. Sie weisen mir den Weg und spenden Wärme. Trotz knapper Zeit bleibe ich unter einer stehen und rieche die elektrisch geladene Luft. Ioneninhalation. Mitmenschen sind zu dieser Zeit nur vorbeihuschende Schatten.

6:53 Uhr. In der U-Bahnstation warten ein paar Leute und ich werde einer von ihnen. Die meisten sehe ich jeden Tag. Die Bahn fährt ein und ich sichere mir durch Technik und Talent einen Sitzplatz auf einem „Vierer“, die übrigen drei Plätze sind bereits besetzt.

6:56 Uhr. Die Bahn fährt los und ich ahne, dass es ab jetzt kein zurück mehr gibt. Wir passieren die erste Station. Müde Gesichter, so weit man schaut. U-Bahn of the Dead. Zweite Station, es will niemand zusteigen. Daher auch wohl kein „Zurückbleiben bitte!“, mag aber auch daran liegen, dass wir noch stehen. Dauert lange heute. Zu lange, das hätte mir gleich auffallen müssen. Hätte ich die folgende Katastrophe sonst abwenden können?

7:03 Uhr. Plötzlich ist es dunkel. Die Notbeleuchtung der Bahn ist die einzige Lichtquelle. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

7:09 Uhr. Zeit vergeht. Ist draußen etwas passiert? Fragende Blicke, keiner weiß, was los ist. Dann endlich die Durchsage vom Fahrer: Stromausfall, geht gleich weiter. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

7:18 Uhr. Wir warten. Eine neue Durchsage, diesmal aus den Lautsprechern der Bahnstation: Stromausfall in der gesamten Münchner Innenstadt. Ich frage mich, was wohl der Grund dafür ist und komme zu dem Schluss, die Apokalypse nicht in München erleben zu wollen. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

7:43 Uhr. Man versucht mich auf dem Handy zu erreichen. Mein Netz reicht nur für den Empfang. Auch zuhause ist alles dunkel, meine Freundin kann sich nicht die Haare fönen und muss mit nassen zur Arbeit. Keine Sorge, denke ich, bis du da bist sind sie trocken. Der Bahnsteig füllt sich mit Schulkindern. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

8:11 Uhr. Gegenüber fährt ein Zug ein. Trotz Stromausfall. Es kann sich nur um eine Halluzination handeln. Oder gibt es den Stromausfall womöglich gar nicht? Ich versuche, an etwas anderes zu denken. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

8:21 Uhr. Die Notbeleuchtung geht aus. Und kurz darauf wieder an. Die Schulkinder freuen sich. Was für ein Spaß. Eine Frau steht auf, guckt und setzt sich wieder hin.

8:36 Uhr. Und noch mehr Zeit vergeht. Dann ein Knacken in den Lautsprechern. Das Licht wird heller. Endlich die Durchsage: „Zurückbleiben bitte!“ Es gibt wieder Strom. Die Frau bleibt sitzen.

8:58 Uhr. Der Zug wird immer voller, ich bin froh, Am Hauptbahnhof aussteigen zu können. Dort wollen alle raus und noch mehr rein, doch werden letztere nicht gelassen, anscheinend wegen der kritischen Biomasse. Am nächsten Tag wird vom „Strom-Chaos“ berichtet. Damit muss das hier gemeint sein.

9:07 Uhr: Ich erreiche die Oberfläche. Mittlerweile ist es hell, Die Bahnhofsuhr steht auf fünf vor zwölf. Ich muss die Straßenbahn nehmen, ich und alle anderen auch. Wenn ich hier bleibe, werde ich die nie erreichen. Gewitzt wie ich bin, laufe ich zur Endhaltestelle, against the grain, quasi gegen den Strom, man verzeihe mir dieses Wortspiel.

9:28 Uhr. Ich bin endlich am Ziel, was war das für ein Ritt. Ich habe Den Großen Stromausfall Von München überstanden.



Samstag, 13. Oktober 2012

Das Gegenteil von Betriebsblindheit

Es war einmal - Einschub: Wir befinden uns im Jubiläumsjahr der Brüder Grimm, denn vor 200 Jahren erschien ihre Märchensammlung zum ersten Mal. So kreative Juristen sah man seitdem selten - , da saß ich als Kind auf einem Möbel und starrte auf die Gardine. Lange, ja für Kindermaßstäbe sogar sehr lange, bis sich etwas schier unglaubliches tat. Die Gardine fing an zu flimmern, ich sah buchstäblich Sterne. Alles, bis auf die Gardine, wurde schwarz. So, als würde man die Augen schließen, also nicht richtig schwarz, sondern so buntschwarz, ja science-fiction-schwarz, so wie man sich einen Weltallstrudel vorstellt.
Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass auch die langweiligsten Dinge (Was ist langweiliger als eine Gardine?) aus der ein oder anderen Perspektive doch interessant sein können.

Das erinnert mich an solche Bilder aus meiner Kindheit, auf denen zunächst nur massenweise Blumen oder Herzen oder so zu sehen sind. Die, die man an die Nase halten und dann langsam immer weiter wegziehen muss, wobei man sich dann immer auf einen Punkt konzentrieren soll und wo dann ein 3D-Bild von einem Nilpferd oder was weiß ich entsteht. Ich weiß es wirklich nicht, den bei mir hat das nie geklappt. Außerdem gab es 3D ja auch noch gar nicht. Das ist ja erst vor kurzem von Hollywood erfunden worden.
Ich habe diese Bilder jedenfalls immer für Humbug gehalten. So wie Platten von Queen, die sich beim rückwärts Abspielen wie Heino vorwärts anhören oder so. Meine Erinnerung an das Gardinenerlebnis lässt mich nun zweifeln, ob an den Bildern nicht vielleicht doch was dran war.

Wenn man zu lange auf etwas starrt, kann es also passieren, dass sich dieses Etwas durch das bloße Anstarren verändert, siehe auch Betriebsblindheit, die. Obwohl, nein, da ändert sich ja gerade gar nichts bei zu langer Beschäftigung mit einer Sache, also vergessen wir das ganz schnell.
Ich sitze beruflich an einer deutschen Vokabelliste mit 600 Wörtern und dazugehörigen Beispielsätzen. Das war eher so Fummelarbeit, was ich ab und an ganz gerne mache, und Lernende, die diese Wörter verstehen müssen haben es da eh schwerer als ich. Trotzdem beschäftigte ich mich damit viel zu lange und erste Gardinenerscheinungen traten ein.

Die Sätze zu den Vokabeln, erschienen einen Sinn zu ergeben. Ich war verschlüsselten Geheimbotschaften auf der Spur. Die vielen kleinen Teile ergaben bei längerer Betrachtung eine eigene Geschichte. Hier die Originalsätze, die in folgender Reihenfolge ein Eigenleben entwickelten:
Ab morgen muss ich arbeiten.
Ich bin oft im Büro, aber nur für wenige Stunden.
Das ist eine schwere Arbeit.
Meine Frau ist gestern gestorben.
Sie können mir glauben, es ist so.
Ist Post da?
Da ist ein Brief für dich ohne Absender.
Können Sie mir seine Adresse sagen?
Er antwortet nicht.
Können Sie mir eine Auskunft geben?
Er gibt leider keine Antwort.
Ich muss meine Schlüssel abgeben.
Was machst du heute Abend?
Darf ich dich besuchen?
Wir treffen uns am Bahnhof.
Vor der Abfahrt rufe ich an.
Ich muss mich noch anziehen.
Heute regnet es.
Hier regnet es viel.
Ich nehme die nächste Bahn.
Ich komme bald.
Zum Bahnhof ist es nicht weit.
Wir haben ein Apartment gemietet.
Wo macht man hier das Licht an?
In unserer Straße gibt es ein neues Lokal.
Hast du etwas zu trinken? Ich habe großen Durst.
Ich nehme ein Bier. Willst du auch eins?
Welchen Wein können Sie mir empfehlen?
Noch ein Bier bitte.
Möchtest du etwas trinken?
Bitte noch ein Glas Wein!
Dieser Wein riecht gut.
Eine Flasche Bier, bitte.
Es ist schon spät, ich muss gehen.
Ich bin müde. Ich gehe schlafen.
Heute Nacht war das Licht an.
Kannst du mir das erklären?
Mach bitte das Licht aus!
Sie ist böse auf mich.
Das Licht ist aus.
Mir ist schlecht!
Mein Arm tut weh.
Mein rechtes Bein tut weh.
Seit gestern tut mir der Bauch weh.
Ich muss zum Arzt gehen.
Morgen habe ich einen Termin bei meiner Ärztin.
Leider kann ich nicht kommen. Ich muss zum Arzt.
Ich gehe jetzt nach Hause.
Die Sonne scheint.
Wir müssen den Schlüssel finden.
Da hinten ist er ja.
Das ist der Schlüssel für die Haustür.
Ich habe die Schlüssel in der Tasche.
Das ist doch schön, nicht?
Das kann doch kein Zufall sein! Das ist erstklassiger Stoff für einen Film Noir! Ich werde mir die Rechte sichern und vielleicht wird ja ein Film Film draus. Die Vokabelliste bzw. das Drehbuch gibt es hier beim Goethe-Institut als PDF.

Die Fummelarbeit hat sich für mich also gelohnt. Auch wenn das hier alles Nonsense ist, hab ich mich dadurch an schöne Bilder und Gardinenflimmereien erinnern können. Ich habe mal gehört, dass der Alltag die spannendsten Geschichten schreiben soll. Das will ich nicht bestätigen, aber ich glaube, ich bin dem Kern dieser Aussage ein Stückchen näher gekommen.



Donnerstag, 16. August 2012

Zurück in LE

Urlaub in Leipzig... Urlaub. In Leipzig. Leipzig. Urlaub. Ja da ist er, mein erster Urlaub. Die Probezeit in München ist vorbei, das heißt man darf nach drei Monaten offiziell auch mal kurz raus. Und was liegt da näher, als in die Stadt zu fahren, in die ich 2004 gezogen bin und die mich acht Jahre gehalten hat? (Die Berge vielleicht, aber die gehen ja so schnell nicht weg.) Acht Jahre sind für mich eine lange Zeit, also was man da alles schafft, anzufangen und nicht zu beenden, das ist schon einiges. Da studiert man dann, sitzt im Hörsaalgebäude, draußen wird gebohrt, abgerissen und wieder aufgebaut und ehe man sich's versieht, kann man in der Mensa auf einmal mehr als zwei Gerichte essen (und auch länger als sieben Interimsminuten dafür einplanen) und eine Kirche steht neben einem, in der Mathematik gelehrt werden soll. Verrückt. 
Andere an meiner Stelle würden vielleicht sagen, sie seien in "ihre Stadt" zurückgekehrt, das Thema hatten wir schon mit der lieben Heimat.  Freunde besuchen ist, was mich herzieht und weniger die Höfe am Brühl ("Guck mal, wie weit die schon sind!"), obwohl mich ja schon interessiert, was nach dem ganzen Hickhack um die alte Fassade davon später noch zu sehen ist. Auch die "Und ist's in München? Teuer, wa?"-Fragen beantworte ich ungern. Vielleicht ist "Ja" die einfachste und der Erwartungshaltung am ehesten entsprechende Antwort. Ob es die richtige ist, bezweifle ich, auch wenn das genug Schilder bestätigen ("Schnitzel mit Pommes 3 Euro"). Kulturvergleiche sind nicht mein Ding, da muss ich mich an harte messbare Fakten halten, um die oft heiß begehrten Unterschiede zwischen München und Leipzig zu finden. Das sind zum Beispiel die Bierpreise, aber selbst da gibt es Ausnahmen. Nicht zu bestreiten ist, dass der Münchner Hauptbahnhof hässlich ist. So hässlich, dass der Leipziger Hauptbahnhof in noch hellerem Glanz erstrahlt als ohnehin schon.
Jetzt mache ich Urlaub und treffe nette Menschen. Mir wurde gesagt, dass ich frisch aussehe und viel positiver bin. Ja sogar entspannter. Das freut mich sehr und nur wegen dieser Lockerheit konnte ich es mir leisten, gestern den ganzen Tag biertrinkend auf einer Parkbank zu verbringen. In vier Monaten kann viel passieren, da muss man aufpassen, das man beim quatschen nichts vergisst. Das hätte man vorher viel öfter machen müssen. Die Lockerheit kommt aber wahrscheinlich auch gerade von meinem Besucherstatus. Es ist ein komisches Gefühl, Leipzig zu besuchen. Ich mag die Stadt sehr. Sie ist mir irgendwie ans Herz gewachsen. Seltsam nur, dass ich das Straßenbahnnetz schon fast vergessen habe. Ist das ein Zeichen? Erinnere ich mich bald nur noch an das Völkerschlachtdenkmal und das Neue Rathaus? Eine Horrorvorstellung und hoffentlich Quatsch mit Soße. Wenn ich an Leipzig denke, denke ich zu allererst an die Freunde, die hier wohnen und die schöne Zeit, die ich hier hatte und haben werde.



Samstag, 23. Juni 2012

BILD BILD BILD

Heute ist es also so weit. Die BILD flattert in gang ganz viele Haushalte. Meiner ist auch mit dabei, obwohl ich mich doch eigentlich dagegen wehren wollte. Aber gut, von 10 Dingen, die ich mir vornehme, setze ich manchmal nur die Hälfte um und nun ist sie da, die BILD. Beim schreiben dieser Zeilen fällt mir auf, wie ich mich jedes Mal ein bisschen mehr verachte, wenn ich das böse Wort mit den vier Buchstaben schreibe. Dreckig und schäbig komme ich mir vor, wie ein schmieriger Reporter, der dem Anruf irgendeiner C-Prominenz folgt, die dann und dann da und da sein könnte und ganz zufällig naja ihr wisst schon.
Die BILD löst in mir regelmäßig Kopfschütteln aus und es kommt vor, dass ich auf einen Schlag sämtliche Leser und Leserinnen auf den Mond schießen will. Alles ganz natürliche Reaktionen, ohne die BILD wäre eh alles besser und wie können die nur davon ausgehen, dass den Geburtstag dieses Blattes ganz Deutschland mitfeiern will. Ich feier ja kaum meinen eigenen...
So dachte ich bis jetzt. Nun halte ich das Gratisexemplar in den Händen und bin ehrlich gesagt ganz begeistert. Ich wusste gar nicht, wie toll die BILD ist. Seit ich vor gut zwei Monaten in meine neue Wohnung gezogen bin, plagte mich ein ernstes Problem. Bis heute erschien es mir fast unlösbar. Es geht um meine Wohnzimmertür, die nie aufbleiben will. Ständig fällt sie mir beim Durchgehen in den Rücken. Seit ich das Geburtstagsexemplar habe, ist Schluss damit. einfach ein Stück aus der BILD gerissen und zusammengeknüllt, schon habe ich einen exzellenten Türstopper. 
Aber damit hört es nicht auf. Wochenlang musste ich mich an das Münchner Wetter gewöhnen. Mal glühende Hitze, dann wieder Regen ohne Ende. Nun habe ich endlich die Möglichkeit, mir einen formschönen Papierhut aus einer Seite zu basteln. Der schützt vor Sonne und Regen. Und falls mal wieder einen Wolkenbruch die Straße überschwemmt, kann ich ihn auch zu einem Boot umfunktionieren, da freuen sich gleich noch die Nachbarskinder.
Als eher theoretischer Mensch fehlen mir oftmals praktische Beispiele. Wie oft habe ich schon versucht zu erklären, dass man Papier nicht neunmal falten kann. Ungläubige Blicke habe ich geerntet, aber jetzt habe ich endlich genug Material, um allen Ungläubigen zu zeigen, dass das unmöglich ist. Auch ihr könnt das mit eurem Gratisexemplar ja mal probieren. Was für ein Hit auf jeder Party!
Das sind nur drei Beispiele. Grenzenlose Möglickeiten haben sich mir eröffnet. Ich lache alle aus, die die BILD achtlos in den Müll pfeffern, ohne sich ernsthaft damit auseinandergesetzt zu haben. Selten habe ich mich so über ein Geschenk gefreut. Danke BILD. Und jetzt muss ich mir die Hände waschen.



Donnerstag, 21. Juni 2012

Wenn du genau wie ich gegen Mobbing bist...

Es kann so schnell gehen. Da surft man vergnügt im sozialen Netzwerk seiner Wahl und scrollt durch Bilder von Katzen und Musikvideos von Künstlern, von denen man noch nie irgendwas gehört hat. Ein Gefühl von Leichtigkeit breitet sich aus. Doch bald spürt man leises Unbehagen. Es kommt von ganz unten, sowohl aus dem Magen als auch aus der Timeline. Dunkel kommt es aus der Nacht, in der es gepostet wurde. Es hat viele Gesichter, aber noch keinen Namen. Es ist ein Zwitter aus Bild und schlecht gesetztem Text und es ist gekommen, um einem die Laune zu verderben.  Es prangert das Schlechte auf der Welt an und fordert auf, eben jene zu verbessern. Und es zeigt einem, wie wenig man bisher getan hat. Die Rede ist von einem dieser undefinierbaren Dinger:



















Die Welt ist hart, gezeichnet von Vergewaltigung, Krankheit, verkannten Helden und Vorverurteilungen. Erste Eindrücke sind nicht immer die besten und Menschen werden gemobbt auf Grund von Unkenntnis und Äußerlichkeiten. Mobbing und die damit verbundene Gewaltanwendung und Ausgrenzung ist ungerecht und sollte niemand gutgeheißen. Ich glaube, dass das von so ziemlich allen, die wissen, was Mobbing ist, geteilt wird. 
Das obige Textbild mag für viele trivial sein, stößt mir jedoch regelmäßg sauer auf. Es werden drei Fälle beschrieben, in denen Menschen diffamiert werden. Als Grund dafür wird die Unkenntnis der Umstände genannt - Feuer, Vergewaltigung und Krankheit. Klar bin ich dagegen, doch angenommen, die Kenntnis dieser Schicksale würde vor Mobbing schützen, was ist dann beispielsweise mit dem Kind, das die Leute fett nennen, ja das Kind, das trotzdem nicht krank ist sondern einfach zu viel isst? Was ist, wenn Leute auf Grund von Äußerlichkeiten gemobbt werden, hinter denen keine schweren Schicksale stecken? Auch hier muss man sich gegen Gewalt und Ausgrenzung aussprechen, egal ob jemand vom Leben gebeutelt ist oder nicht.
Darüberhinaus werde ich gebeten, dieses schreckliche Textbild weiterzuposten. Tue ich dies nicht, wird sogar angenommen, dass ich mich nicht "traue", dies zu tun oder implizit für Mobbing bin.
Ich sehe dieses Bild immer häufiger und rege mich jedes mal darüber auf, wahrscheinlich sehe ich das zu eng, aber seht's mir bitte nach. Ihr könnt nicht wissen, dass ich mir einmal beim Nagelknipsen so sehr auf die Zunge gebissen habe, dass ich mich tagelang nicht mehr richtig ausdrücken konnte und dadurch von niemandem mehr ernst genommen und nur noch in meiner Schwäche ausgenutzt wurde. Seitdem bin ich etwas skeptischer.



Samstag, 14. April 2012

Von Bäumen, Brezeln und der Ästhetik des O

Vor zwei Wochen bin ich nach München gezogen. Ich hatte das Glück, für diese zwei Wochen bei einer Frau unterzukommen, die hauptberuflich für verzeifelte Menschen da ist und in ihrer Freizeit gerne Tee trinkt, Dinkelkekse isst und Bäume umarmt. Letzteres habe ich an der Uni auch schon gemacht - ein Hoch auf Schlüsselqualifikationen - wir hatten also gleich einen gemeinsamen Nenner. Ich habe dort Schwabing, den Nymphenburger Park und die Münchner Freiheit etwas näher kennen gelernt, das waren für mich vorher Böhmische Dörfer (und das, obwohl ich als Kind ein riesiger Fan der Münchner Freiheit war...).

Mein Job im Goethe-Institut bereitet mir viel Freude. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mich mit dem Projekt, an dem ich mitarbeiten darf, ser gut identifizieren kann. Die Arbeit macht mir so viel Spaß, dass ich schon beinahe angefangen habe, über den Büroalltag zu twittern. Frei nach "Mist, der Kaffee ist alle" oder "Es druckt nicht". Aber dann bin ich doch noch zur Besinnung gekommen.

Viele wollen wissen, wie München "so ist" und ob ich mal was darüber berichten kann. Hätte ich vorher den Kopf voller Klischees gehabt, wären mir diese sicherlich hier bestätigt worden. Ich kann also wenig dazu sagen. Lederhosen und Schickimicki habe ich noch nicht groß wahrgenommen. Das, was mir bisher aufgefallen ist, ist dass hier zu jeder Zeit und überall Brezeln verfügbar sind und es so Zeitungskästen gibt, wo man irgendwas reinsteckt (oder auch nicht) und sich dann so viele Zeitungen wie man will herausnehmen kann. Pfft, und die Aktion "Bild für alle" soll was besonderes sein, ja? Und der Döner schmeckt mir nicht, aber vielleicht bin ich da auch verwöhnt. Das letzte Mal, dass ich so ein "Sandwich Döner Art" gegessen habe, war in Syke. Das ist ein Kaff in Niedersachsen. Aber wollen wir uns nicht mit solchen Lapalien aufhalten.

Jetzt sitze ich hier in der neuen Wohnung. Noch ist sie ohne Möbel, die kommen bald nach. Ich überlege, ob ich mir eine Zeitung nehme und überall den Buchstaben O durchstreiche. Ich hab das mal in einem Roman gelesen (von Faldbakken oder Drehmann, kann mich aber auch irren), nur dass es dort der Buchstabe E oder I war. Für ein O braucht man natürlich einen Grund der Antipathie, sonst hätte das ja gar keinen Sinn. Da stellt sich mir die Frage, warum ich das O nicht mögen sollte. Ist es mir zu offen oder zu geschlossen? Irgendwie ist beides richtig, da müsste man sich mal professionelle Hilfe bei einem Ästheten holen.

Was für eine Kurve hat dieser Text jetzt eigentlich genommen? Ich wollte doch nur beschreiben, dass ich jetzt alleine in einer leeren Wohnung sitze... In diesem Sinne.





Donnerstag, 8. März 2012

Goodbye Leipzig

Ende 2004 bin ich nach Leipzig gezogen. Ein Jahr ins Studentenwohnheim, danach in den Leipziger Westen. Hier sitze ich jetzt und überlege, wie ich meine Gedanken in Worte fassen kann. Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob ich hier nach meinem Studium bleiben möchte. Berlin kam da oft in den Sinn und gedanklich war ich auch schon davon überzeugt, dort zu landen. Nun passieren im Leben oft die seltsamsten Dinge. So war das vor und in Leipzig und so wird das auch nach Leipzig sein. Als Deutsch-als-Fremdsprachler tat sich mir vor kurzem eine Tür auf, mit der ich kaum gerechnet habe. Bevor sie wieder zu ging, stellte ich einen Fuß hinein und darf euch sagen, dass ich ab April im Goethe-Institut in München arbeiten werde. Für mich ist das großartig und ein riesiger Schritt.

Rückblickend hatte ich wunderschöne Jahre in Leipzig. Die negativen Sachen kann ich locker an einer Hand abzählen und um die soll es nicht gehen. Ich möchte auch nicht die Orte aufzählen, die ich hier liebgewonnen habe. Vielmehr soll es um die Menschen gehen, die ich in den letzten Jahren kennengelernt und wiederentdeckt habe, sei es in Leipzig, Berlin oder anderswo.

Ich bin kein Partygänger, mach mich oft relativ rar, ja man würde mich nicht als Experten im Socializing bezeichnen. Ich bin froh, in den letzten Jahren viele Freunde und Freundinnen gewonnen zu haben. Falls du du dich gerade fragst, ob du gemeint bist: Ja, das bist du.

Ab April heißt es für mich Auf Wiedersehen Leipzig und alle, die ich deshalb seltener als ohnehin schon sehe. München ist kein Nirgendwo und ich bin nicht aus der Welt gefallen. In diesem Sinne sieht man sich.

 




Mittwoch, 29. Februar 2012

Geträumt

Ich habe von einem Mann geträumt, der auswanderte und in einer sehr sehr Bösen Großfamilie landete. Er floh mit der jüngsten Tochter, die allerdings irgendwann auf der Strecke blieb. In der Nacht rannte er ohne etwas zu sehen, soweit er konnte. Er fand eine Oase auf einer Klippe über dem Meer, auf der er 200 Jahre alt wurde. Täglich besuchten ihn zwei Schimpansen, die nach seinem Tod seinen Kopf auf einen Pfahl spießten. Das alles wurde von einer Erzählstimme wiedergegeben. Was soll man dazu noch groß sagen...

 




Samstag, 18. Februar 2012

Deutschland sucht die Superphrasen und ich habe sie gefunden

Die letzten Wochen und Monate im TV-Land haben gezeigt, dass es bei zeitgemäßen musikalischen Castingshows weniger darauf ankommt, die Teilnehmenden zu blamieren und vorzuführen, sondern mehr oder weniger die ultimative Stimme zu finden. Sendungen wie X-Factor, The Voice of Germany oder Unser Star für Baku sind beispielhaft für diesen neuen Trend. Ob den Teilnehmenden ein langfristiger Erfolg (was immer das auch ist) garantiert ist, kann ich genauso wenig beurteilen wie die Qualität der einzelnen "Produkte". Worum es an dieser Stelle gehen soll, sind die neuen Anforderungen, die an die Jurys gestellt werden. Es reicht nicht mehr, den einzelnen Darbietungen Hohn oder blinde Lobhudelei zu entgegnen, wobei letzteres wohl immer präsent sein wird. Vielmehr ist es für den Juror oder die Jurorin von heute nötig, ein Set von stets pietätvollen und geistreichen Phrasen abrufbar zu haben und für sämtliche Situationen gewappnet zu sein. Dabei möchte ich gerne helfen.
Man stelle sich vor, jemand hat gerade ganz fantastisch gesungen und man weiß nicht so recht, wie man das erklären soll, ohne den Zuschauer zu überfordern. Hier meine Vorschläge:
  • Du hast heute echt wieder abgeliefert.
  • Das war internationales Niveau.
  • Du würdest damit einen Grammy gewinnen.
  • Ich kann nicht mehr, du hast mich weggeblasen.
  • Das was du machst, das können nicht viele.
Oftmals möchte man aber auch zeigen, wie gut man sich gerade im musikalisch-fachlichen Bereich auskennt. In solchen Fällen kann man jederzeit Fremdwörter mit einfließen lassen.
  • Mir gefällt dein Vibrato in der Stimme.
  • Mir gefällt, dass du kein Vibrato in der Stimme hast.
  • Du bist so schön edgy und ich liebe deine Stimme. Sie ist so rough!
  • Deine Stimme ist so schön smooth!
  • Mir gefallen die Strophen, aber in der Bridge bist du echt abgegangen.
In manchen Fällen ist man so stolz auf seine Teilnehmenden, da kann man die Situation gut nutzen, um statt die Performance zu bewerten, sein eigenes Format zu loben.
  • Ich finde es gut, dass man hier seinen eigenen Song singen kann. Das kann man sonst nirgends!
  • Wir sind keine Jury, wir sind Mentoren!
  • Wir sind keine Jury, wir sind Coaches!
  • Bei anderen Castingshows würde man mit unseren Top 5 eine ganze Staffel füllen!
  • Wir sind keine Castingshow!
Bei allem Hang dazu, möglichst objektiv zu bewerten, ist es manchmal doch notwendig, das Publikum in die richtigere Bahn zu lenken. Hat man beispielsweise zwei Teilnehmende, die bei den Zuschauern gleich gut ankommen, muss man die Kritik nur gut verpacken und schon ist das Problem gelöst.
  • Du warst viel besser als in der Probe.
  • Der Song hat mir heute zum ersten Mal richtig gefallen.
  • Du hast das Lied sehr schön nachgesungen.
  • Siehst du, du brauchtest gar keine Angst haben, das hast du sehr gut gemacht.
  • Ich weiß, wie aufgeregt du immer bist, aber das musst du gar nicht sein, das war spitze!
In jede Jury gehört ein Juror oder eine Jurorin, der oder die nicht durch Fachkenntnis, sondern durch Empathie brilliert. Dies ist nötig, da die Bewertung sonst zu technisch wirkt, was wiederum total uninteressant für das Publikum wäre. Man erkennt ihn oder sie sehr leicht an folgenden Aussagen.
  • Ich habe dich ganz gespürt.
  • Ich habe gemerkt, wie du den ganzen Song über bei mir warst.
  • Uns verbindet etwas ganz besonderes.
  • Ich weiß nicht, was es ist, aber ich habe überall Gänsehaut.
  • Ich merke, du hast so etwas in deinem Inneren, das berührt mich.
  • Wir sind Seelenverwandte.
Analog dazu kann man sich auch auf die optische Erscheinung beziehen.
  • Ich mag deine extrovertierte Art.
  • Ich mag, wie du auf der großen Bühne ganz bei dir bist.
  • Ich mag, wie du mit deiner Präsenz verstehst, die Bühne auszufüllen.
  • Nächste Woche kannst du ruhig etwas gewagteres anziehen.
  • Ich mag deine Schuhe.
Der Trend zu Castingshows, die eigentlich keine sein wollen, wird sicherlich eine Weile anhalten. Wer weiß, wer noch alles in einer Jury landen wird. Ich hoffe, mit dieser Sammlung von überaus nützlichen Phrasen, angehenden Juroren und Jurorinnen eine sinnvolle Grundlage geben zu können.
Ein Satz fehlt noch. Ein sehr wichtiger Satz, den man immer sagen kann, wenn man mit seinem Latein am Ende ist. Ein Satz, den man sich auch als Zuschauer, merken sollte - als Zuschauer, der stets die Wahl hat, was er wann und ob überhaupt in der Kiste sehen möchte.
  • Am Ende muss das Publikum entscheiden.



Sonntag, 5. Februar 2012

Traumexplosion

Im Traum erschien mir eine unbekannte Person. Sie sagte:

"Weißt du, es gibt Menschen, die wollen, dass was geschieht und Menschen, die wollen, das was passiert. Ich selbst will eigentlich nur meine Ruhe, aber trotzdem soll etwas geschehen. Man muss unterscheiden, heutzutage passiert so viel, ohne dass etwas geschieht. Ich habe mir da meine Gedanken gemacht und ich glaube! das liegt an der Explosivität. Du kennst das doch aus der Phonetik. Wenn was [p]assiert, dann explodiert das aus einem heraus. Es geht schnell und ist auch schnell wieder vergessen. Hauptsache, es ist laut gewesen. Da kommt das, was [g]eschieht wesentlich ungespannter, also entspannter daher.
Was ich damit sagen will: Wenn etwas passiert, heißt das noch lange nicht, das auch tatsächlich etwas geschieht. Letzteres ist natürlich davon abhängig, was du tust und machst.
Da fällt mir ein: Weißt du, es gibt Menschen, die tun was und Menschen, die machen was. Du solltest..."

Da bin ich aufgewacht. Zum Glück, ich lass mir nicht gerne von mir unbekannten Personen einen Knopf an die Backe labern, schon gar nicht über phonetische Halbwahrheiten. Das ist ja zum einschlafen.



Montag, 23. Januar 2012

Wie mich mein letzter Spaziergang verfolgt hat

Als ich vor ein paar Tagen spazieren ging, kam mir auf einmal etwas in den Sinn, an das ich an die 20 Jahre lang nicht mehr gedacht habe. Ziemlich seltsam, war doch der Spaziergang größtenteils dazu da, den Kopf frei zu bekommen von dem ganzen anderen Quatsch. Ein freier Kopf ist jedoch etwas anderes als ein leerer Kopf, vielleicht habe ich eher letzteres erwartet. Im Nachhinein bin ich froh drüber, denn ein Vakuum im Schädel ist öfter hinderlich als nicht und sowieso kaum wünschenswert. Hab also alles richtig gemacht.

Wie dem auch sei, ich spaziere also lässig vor mich hin (gelernt ist gelernt) und auf einmal schießt mir eine Erinnerung durch den Kopf. Ich sitze als kleines Kind draußen und spiele mit etwas. Was das war, das gab die Erinnerung nicht preis, was ich ihr sehr übel nahm. Nur das Gefühl hat sie transportiert, was mich einige Tage beschäftigt hatte. Was war das für ein komisches Dingens? Und wie lange muss das schon zurückliegen, dass ich mich so gar nicht an das Teil, aber immerhin an seine Metaphysik erinnere?

Aus Kindsperspektive war das Ding ziemlich groß, ich sag mal von der Hand zum Ellenbogen - wer sagt schon "Elle"? "Hör zu, ich schwöre, der Maulwurf war eine Elle lang!" ist eher was für Veteranen und so alt fühle ich mich dann doch noch nicht. Es war eher rund als eckig, auf alle Fälle ging es irgendwie in die Höhe. Und das Material war organisch.

Als ich eingangs erwähnte, damit gespielt zu haben, war das nicht falsch, aber im Grunde genommen habe ich das Ding einfach kaputt gemacht. Das hatte so eine komische Umwickelung, die beim Abziehen geknirscht hat, wie trockenes Gras nur viel dicker. Wie genau ich mich daran erinnere und wie schwer ich das mit Worten beschreiben kann, ist schon seltsam. Ich habe das Gefühl, als wollte mir mein Kopf die Erinnerung eigentlich bis auf ewig vorenthalten. Was hab ich auch davon? Bei Umwickelung fällt mir übrigens ein, dass ich als Kind auch felsenfest davon überzeugt war, dass die Kruste vom Brot dasselbe sei wie Baumrinde, aber halten wir uns nicht mit Nebensächlichkeiten auf.

Unter der Umwickelung sah das Teil ganz anders aus. Es bestand innen aus vielen Kügelchen, nicht hart nicht weich. Und in denen war sowas wie Milch. Die habe ich dann in eine Regentonne ausgequetscht.

Und dann fällt's mir ein. Ich sehe es förmlich vor mir und nicht nur das, ich sehe mich, wie ich das Ding komplett auseinandernehme. Es ist so einfach, das Teil, nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe, ist ein stinknormaler Maiskolben.

Keine Ahnung, wo der herkam. Das zu rekonstruieren würde sicherlich sehr viele Spaziergänge in Anspruch nehmen. Warum mein Unterbewusstsein mich an diesem Tag gerade mit Mais geärgert hat, weiß ich nicht. Bis heute esse ich den gar nicht. Vielleicht ist es eine Frage des Alters, so wie ich seit einiger Zeit Tomaten mag und vorher nicht ausstehen konnte. Wer weiß, vielleicht esse ich in einem Jahr sogar Rosenkohl. Aber Spaß beiseite, das wäre ja mal total absurd.

Schon seltsam, auf was für halbe Gedanken man beim Versuch, an nichts zu denken kommen, kann. Was da für ein Potential drin steckt, ist beeindruckend, auch wenn es zunächst mit einem Maiskolben beginnt.




Montag, 16. Januar 2012

Du kennst "Okapiposter" nicht?

Vor ein paar Tagen wurde ich Zeuge einer Unterhaltung, die sich etwa so abgespielt hat:
Person A: Ja stimmt, "Schilddrüsenunterfunktion" ist ein ganz tolles Lied von Funny van Dannen. Kennst du auch "Okapiposter"?
Person B: Nein, kenne ich nicht.
Person A: Waaaas? Du kennst "Okapiposter" nicht? Das ist doch so ein lustiges Lied, das kennt doch jeder! Wie kann man das denn nur nicht kennen, also das ist mir unbegreiflich... Kennst du "Okapiposter" wirklich nicht???
Wir verlassen diese Unterhaltung jetzt lieber, wer weiß, wo sie enden wird. Zugegeben, ich habe etwas übertrieben, aber nicht so sehr, wie man vielleicht denken mag. Es ist oft verwunderlich, wie einige Menschen, die sich als solche Musikkenner und -kennerinnen wahrnehmen, auf manch eine Unkenntnis des Gesprächspartners reagieren. Die Frage, ob man XY schon kenne, ist ja selten rhetorisch gemeint. Sätze wie "Kennst du Michael Jackson?" habe ich jedenfalls noch nie gehört. Es gibt also (vereinfacht) nur zwei mögliche Antworten: "Ja, kennich." oder eben "Nee, kennichnich." Zugegeben, viele Menschen, und ich vorneweg, denken, sie hätten den besten Musikgeschmack, den man überhaupt haben kann. Doch wie kann man so entrüstet sein, wenn jemand ein Lied oder eine Band nicht kennt, welche(s) man selbst total abgefahren findet? Gerade dann könnte man doch einfach antworten: "Musste dir mal anhören." Oder besteht der Reiz gerade darin, dieses Spiel als Selbstbestätigung zu spielen. So nach dem Motto: Du kennst Mangled Meltdown* nicht? Das habe ich mir schon gedacht. Wie willst du die auch kennen können, du mit deinem minderwertigen Musikgeschmack?

Was wäre eigentlich gewesen, hätte Person B das Lied gekannt?
Person A: Ja stimmt, "Schilddrüsenunterfunktion" ist ein ganz tolles Lied von Funny van Dannen. Kennst du auch "Okapiposter"?
Person B: Ja das ist eines Meiner Lieblingslieder. Wusstest du, dass Okapis mit Giraffen verwandt sind, wohingegen Schabrackentapire eher wie Schweine aussehen? Schade, dass er zu seinem Geburtstag nicht das gewünschte Poster bekommen hat, aber was ich will das gibt es auch nie... Sag mal wie findest du das Lied eigentlich?
Person B: Ist ganz ok.
*Ich danke dir, Band Name Maker, Drifting Ohio, Psychopatic Soda und Instinct Frog wären auch passend gewesen.




Montag, 2. Januar 2012

Jahresrückblickblog 2011

Das Jahr 2011 ist Geschichte. Was kaum jemanden überraschen wird ist, dass es an Silvester zu Ende ging. Gefeiert habe ich dieses Jahr in Berlin-Friedrichshain, auch F-Hain genannt, zusammen mit Freunden. Da ich Partys aus verschiedenen Gründen eher meide, war der Ausgang ungewiss. Die Aufforderung der Gastgeberin, diesmal gute Laune zu haben, machte mich zunächst nervös. Klar, ich hab nun nicht immerzu gute Laune, aber übertrieben miesepetrig bin ich doch auch nicht... Was mag sie nur gemeint haben? Sie war doch gar nicht dabei, als ich eines Tages auf irgendeiner Party überall sein wollte, nur gerade nicht dort und dass das wohl auch unmissverständlich an meiner Körpersprache erkennbar war und ich überhaupt lieber alleine oder wie der Anglist sagt mit Me, Myself & I viel gerner aber das ist ja nun auch schon ewig her und kaum der Rede wert.
Silvester 2011 war toll, es wurde Wii gespielt bis zum Vergasen und dabei Körper- und Rhythmusgefühl bewiesen. Wir sind buchstäblich ins neue Jahr gerutscht - und zwar mit einen Surfbrett durchs Weltall.

An dieser Stelle sollte eigentlich ein Jahresrückblick stehen, wie schon für 2010. Ich halte es für 2011 kurz: Das Jahr bestand im Wesentlichen aus Zungenbrand und Masterarbeit, zwei Dinge, die mich um einige Erfahrungen reicher gemacht haben und nun abgeschlossen sind.

Für TOASTblog.de war 2011 ein erfolgreiches Jahr. Dafür, dass ich Sachen schreibe, die weniger tagesaktuell sind als vielmehr nur mit mir selbst zu tun haben, gibt es doch immer Leute wie euch, die meine Texte lesen. Ich danke euch dafür aus tiefstem Herzen. Zu schreiben ist etwas einzigartiges, und gelesen zu werden ist auch nicht allzu schlecht. Ich verschone euch mit flachen Neujahrswünschen, die sind miefig und piefig. Ich grüße euch einfach und wünsche euch was.

Für alle, die nicht genug bekommen können bin ich auch auf Twitter zu finden und sammle Sachen auf Tumblr.