Dienstag, 19. Mai 2009

Singin' in the Rain

Eines müsst ihr wissen, er wurde nicht gerade auf der Sonnenseite geboren, nein, vielmehr auf der - lasst mich das so sagen - Regenseite. Als kleiner Knirps hatte er es nicht leicht. Damals sah er die Sonne nur, wenn er aus dem Fenster schaute und das passierte nicht so häufig. Er kam nicht oft raus, höchstens mal am Abend oder am frühen Morgen. Weil seine Eltern sehr besorgt um sich waren, nahmen sie ihn überall hin mit. So konnte er schon als er noch so jung war von sich behaupten, weit herum gekommen zu sein. Und lasst mich das so sagen, er hat die Welt gesehen. Vor allem London gefiel ihm, er war dort wirklich überall. Leider sollte sein Glück dort auch bleiben. Der Flug zurück war der reinste Horror für unseren Kleinen. Eingequetscht zwischen den anderen wurde es enger und enger und als das Flugzeug dann auch noch durch ein Luftloch flog, passierte das denkbar ungünstigste. Er brach sich ein Gelenk. Nun muss ich euch sagen, dass die Eltern das damals nicht mitbekommen konnten. Zuhause angekommen stellten sie ihn in sein Zimmer und bemerkten erst Tage später den Bruch. Das war jetzt quasi so eine Wende in seinem Leben. So wie man das immer hört, nachdem das und das passierte, war ich nicht mehr der selbe und so. Lasst mich einen kleinen Sprung machen und sagen, das stimmt. Er ist heute wirklich nicht mehr der selbe und ich kann euch sagen, seid unbesorgt, es geht ihm prächtig, er befindet sich sozusagen auf der Sonnenseite des Lebens. Und gekommen ist das so: Nachdem er verarztet wurde, musste er erstmal in seinem fensterlosen Zimmer bleiben. Ein halbes Jahr verging und er fragte sich, ob seine Eltern überhaupt noch da waren. Die Frage war berechtigt, denn das waren sie nicht. Eines Tages ging die Tür auf und vor ihm standen drei Personen. Eigentlich sah er nur eine, dafür aber umso besser. Es war ein Mädchen in seinem Alter und er verliebte sich unsterblich. Irgendetwas muss da jedenfalls gefunkt haben, denn das Mädchen nahm ihn mit nach draußen, wo die Sonne so hell war, dass es weh tat. Ihr müsst wissen, dass das eine ganz normale Reaktion ist. Ein halbes Jahr im Keller ohne Licht und dann auf einmal … ihr könnt euch das sicherlich vorstellen, obwohl ich natürlich hoffe, dass ihr sowas noch nicht erleben musstet. Jedenfalls waren das Mädchen und der Knirps unzertrennlich. Wann immer sie seitdem in die Sonne geht, nimmt sie ihn mit, spannt ihn auf und singt dabei dieses Lied von Frank Sinatra.



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