Samstag, 4. April 2009

Seismolyrik

“Hängende Gegenstände schwingen. Erschütterung wie beim Vorbeifahren schwerer Lastwagen oder Gefühl eines Stoßes wie bei einem schweren Ball, der an eine Wand schlägt. Fenster, Geschirr, Türen klappern.” (Berckhemer 1997: 59)

So und nicht anders wird ein Erdbeben der Stufe III auf der MSK-Intensitätsskala beschrieben. Das hat schon fast lyrischen Charakter.

Hängende Gegenstände schwingen…

Erschütterung wie beim Vorbeifahren schwerer Lastwagen.

Oder: Gefühl eines Stoßes wie bei einem schweren Ball, der an eine Wand schlägt.

Fenster,

Geschirr,

Türen

klappern.

Einzelschicksal oder doch die Apokalypse? “Gefühl eines Stoßes wie bei einem schweren Ball, der an eine Wand schlägt.” Da kommt man echt ins grübeln, auch so vom Rhythmus her…

Aber die Stufe VI schraubt die Spannungsschraube noch fester in den Kopf:

“Von allen spürbar. Menschen gehen schwankend. Fenster, Geschirr, Glas zerbricht. Nippes, Bücher usw. fallen von den Regalen, Bilder von den Wänden. Möbel bewegen sich oder werden umgeworfen. Risse bei schwachem Verputz und Bauweise D. Kleine Glocken läuten (Kirche, Schule).” (Berckhemer 1997: 60)

Schwach verputzte Häuser voller Nippes, in denen Menschen schwankend umhergehen. Und dann läuten auch noch die Glocken, also die kleinen.

Erdbeben sind kein Spaß und darüber lustig machen sollte man sich auch nicht. Aber diese nüchterne wissenschaftliche Beschreibung hat durchaus seinen Charme.

Quelle: Berckhemer, Hans (1997): Grundlagen der Geophysik. 2. Auflage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.




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